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Was ist MicroLearning?

Die moderne E-Learning Methode schnell erklärt

KnowledgeFox

Erstellt am 02. September 2020

MicroLearning gilt als besonders effizient und wird häufig im E-Learning eingesetzt

Der Begriff MicroLearning bezeichnet ein modernes Lernformat, das in Zeiten des digitalen Lernens vor allem in der beruflichen Weiterbildung auf dem Vormarsch ist.

Die Lernmethode basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Lernpsychologie und Gehirnforschung. Lernende sollen Wissen so nicht nur schneller aufnehmen, sondern vor allem auch länger im Gedächtnis behalten. Im Folgenden finden sich die didaktischen Hintergründe zum MicroLearning sowie die Vorteile dieser neuartigen Lernform.

Lernen und die Vergessenskurve nach Ebbinghaus

Das Grundprinzip des Lernens ist natürlich, dass man sich das Wissen dauerhaft einprägt und somit auch nach einer längeren Zeit wieder abrufen kann. Der deutsche Professor Dr. Hermann Ebbinghaus fand um 1885 heraus, dass beim klassischen Lernen durch das Lesen und versuchte Einprägen von Texten in der Regel nach 20 Minuten nur noch etwa 60% des Gelernten abgerufen werden kann. Nach einem Tag sind es nur noch knapp über 30%. Die Daten lassen sich grafisch als Kurve beschreiben und werden als Vergessenskurve nach Dr. Ebbinghaus bezeichnet.

Zwar waren zu dieser Zeit noch keine umfassenden Informationen und Erkenntnisse in der Lern- und Hirnforschung vorhanden, aber die Problematik, den Lernstoff nach einiger Zeit wieder abzurufen, besteht bis heute. Das liegt daran, dass das Gehirn nicht alle Informationen als wichtig genug erachtet, um sie im Langzeitgedächtnis zu speichern. Das häufige Wiederholen von Lernstoff ist eine beliebte Methode, um der Vergessenskurve entgegenzuwirken und wird auch im MicroLearning angewandt.

Was bedeutet MicroLearning?

Der Begriff MicroLearning oder auf Deutsch auch häufig „Mikrolernen“ bezeichnet das Lernen in kleinen und vor allem kurzen Lerneinheiten. Lernstoff wird also in einzelne Portionen, sogenannte Lern-Nuggets oder Learning Nuggets, aufgeteilt und in gewissen Zeitabständen gelernt. Es unterscheidet sich damit deutlich vom klassischen Wissenserwerb und setzt stattdessen vermehrt auf Wiederholungen. Versuche haben gezeigt, dass sich die Zeit, in der Aufgaben erledigt werden, mit zunehmender Wiederholung deutlich verkürzt. Dies wird in Fachkreisen als „Potenzgesetz des Lernens“ bezeichnet und wir kennen die Situation meist auch aus dem Alltag: je öfter wir etwas üben, desto schneller und besser können wir dieses Wissen abrufen.

MicroLearning macht sich zudem den „Testing Effect“ und den „Spacing Effect“ zunutze. Das bedeutet, dass Wissen besser gefestigt wird, wenn es regelmäßig abgefragt (testing) und nicht nur passiv gelernt wird und zudem von Lernpausen unterbrochen wird (spacing), damit das Gehirn Zeit hat, den Lernstoff zu verarbeiten. Wir kennen den Ansatz auch aus dem analogen Lernen – nämlich in Form des bewährten Karteikartensystems, das vom deutschen Publizisten Sebastian Leitner entwickelt wurde. So soll der Vergessenskurve aktiv entgegengewirkt werden.

MicroLearning vs. Mobile Learning

Oft wird MicroLearning fälschlicherweise mit digitalem Lernen beziehungsweise mit Mobile Learning gleichgesetzt. Digitales Lernen und Mobile Learning können allerdings durchaus nach klassischen Lernprinzipien, beispielsweise Lesen von großen Stoffmengen, funktionieren und besagen zunächst nur, dass durch das Lernen auf mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets räumliche und zeitliche Flexibilität gegeben ist. Auch das Lerntempo und die Stoffmenge können beim Mobile Learning teilweise individuell angepasst werden. Somit basieren beide Konzepte auf dem Prinzip von personalisiertem Lernen.

Beide Begriffe können also nicht einfach simultan verwendet werden, denn nicht jede Art von Mobile Learning nutzt gleichzeitig die Methodik aus dem Mikrolernen. Im Idealfall werden beide Lernprinzipien kombiniert und somit eine MicroLearning-App genutzt, welche diese wissenschaftlichen Ansätze auf mobilen Endgeräten nutzen lässt.

Vorteile von MicroLearning

Sicher können nicht alle Lerninhalte mit der Mikrolern-Methode vermittelt werden. Oft spielen beim Erlernen gewisser Kompetenzen zum Beispiel auch Praxisübungen oder soziale Interkation eine Rolle. Dennoch kann diese Art von Wissensvermittlung in vielen Bereichen große Vorteile bringen.

Zeit- und Ortsunabhängig

Durch das leichte Bereitstellen der kleinen Lern-Nuggets auf mobilen Endgeräten oder am PC ist der Lernstoff jederzeit und überall abrufbar. So kann man sich individuell Wissen aneignen und ist nicht an bestimmte Zeiten oder Orte gebunden. Diese Flexibilität ermöglicht damit beispielsweise Weiterbildungen, ohne zu Schulungsorten oder Seminaren zu fahren.

Personalisiertes Lernen

Jeder Mensch lernt unterschiedlich und es gibt darüber hinaus auch verschiedene Lerntypen (evtl. Link). MicroLearning bietet die Learn-Nuggets meist in unterschiedlichen Formaten (Text, Foto, Video, Audio) an, je nachdem, was sich für den Stoff gut eignet. Somit werden auch unterschiedliche Lerntypen bedient, außerdem folgen die Wiederholungen in personalisierten Abständen, sodass der individuell eingeübt wird.

Kosten- und Zeitersparnis

Durch die kleinen Lerneinheiten, die über einen gewissen Zeitraum hin wiederholt werden, spart man sich beim Lernen viel Zeit. Da der Lernstoff vorab „gehirngerecht“ aufbereitet wird, lernt man also nur kleine Learn-Nuggets. Da spart auch Kosten – vor allem auf Unternehmensebene, wenn es beispielsweise um die Schulung von Mitarbeiter:innen geht. Statt umfangreiche Präsenzkurse oder Seminare abzuhalten, können alle Beteiligten schnell und einfach mobil lernen.

Motivierend

Motivation ist ein wichtiger Faktor beim Lernen und ein weiterer Vorteil von MicroLearning. Denn durch die kleinen und kurzen Einheiten können Konzentration und Laune leichter gehalten werden. Zudem sorgt beispielsweise „Gamification“, also eine spielerische Art von Wissenserwerb beispielsweise in Form von Quiz oder anderen kleinen Aufgaben mit Spiele-Charakter, dafür, dass die Lernmotivation höher ist als beim herkömmlichen analogen Lernen.

Nachhaltig

Mikrolernen wirkt durch die vielen Wiederholungen aktiv der Vergessenskurve entgegen und sorgt somit dafür, dass der Lernstoff sich nachhaltig einprägt. Wie beim Karteikartensystem wird hier so lange wiederholt, bis das Wissen sich im Langzeitgedächtnis gefestigt hat.

Nutzung und Chancen in Unternehmen

MicroLearning hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr in Unternehmen als effizientes Lernmodell erwiesen. Das Prinzip vom „lebenslangen Lernen“ wird immer wichtiger – gerade in Anbetracht der fortschreitenden Digitalisierung und der sich schnell verändernden Arbeitswelt. Unternehmen setzen daher mehr und mehr auf interne Weiterbildungen, um das eigene Personal entsprechend zu schulen. Wissen ist also nicht mehr länger nur das, was während der Schule, in der Ausbildung oder im Studium erlernt wird, sondern man soll das eigene Knowhow kontinuierlich auffrischen.

Viele Unternehmen setzen bereits auf MicroLearning bei Weiterbildungen wie beispielsweise zum Thema Datenschutz oder Cybersecurity, aber auch für die Einschulung neuer Mitarbeiter:innen oder die Schulung von Vertriebspartner:innen. Die gesteigerte Motivation der Lernenden, das schnelle und effiziente Aneignen von Wissen und nicht zuletzt die Tatsache, dass der Lernstoff nachhaltig eingeprägt wird, machen die Mikrolern-Methode zu einem wirkungsvollen Zusatz im Bereich des Lernens.